2005

K U N S T

                von Yasmina Reza

 

Mein Freund Serge hat sich ein weißes Bild gekauft.

 

            Serge (H.Cremer)             Yvan (T. Eßer)            Marc (H. Blaß)

 

Ich sehe Farben!

 

 

Dass man über Geschmack sehr wohl und vor allem sehr heftig streiten kann, beweist die französische Autorin Yasmina Reza auf originelle und amüsante Weise in ihrer Erfolgskomödie 'KUNST' aus dem Jahre 1995.

 

Als sich der Dermatologe Serge für 50.000 Euro ein monochromes, weißes Bild (weißer Untergrund mit weißen, feinen Streifen) kauft und dieses stolz seinem langjährigen Freund Marc vorführt, geschieht etwas Unerwartetes: Dieser lehnt nicht nur äußerst heftig den 'Antrios' ab ("Für diese weiße Scheiße hast du keine 50 Riesen bezahlt!"), sondern sieht dadurch auch ihre Beziehung  in Frage gestellt.

 

In den folgenden Tagen versuchen beide auf ihre Art den gemeinsamen Freund

Yvan, einen 'netten', aber erfolglosen Kerl, von ihrem Standpunkt zu überzeugen. Dieser schlägt sich zunächst auf Marcs Seite ("Völlig bescheuert!"), kann aber doch nach einem Besuch bei Serge dem 'Stein des Anstoßes' durchaus etwas Positives ("Ich verspüre eine Vibration") abgewinnen.

 

Und damit steuert die Beziehungskiste zwischen Marc, Serge und Yvan unaufhaltsam auf eine handgreifliche Katastrophe zu: Weil Serge nicht verstehen kann, warum Marc so ungehalten auf seinen 'Antrios' reagiert, beginnt er plötzlich Paula, Marcs Ehefrau, abzulehnen ("Ich finde sie runzlig.") Yvan, der mitten in nervenaufreibenden Hochzeitsvorbereitungen steckt und nur einen gemütlichen Abend mit seinen Freunden verbringen will, fängt sich als Streitschlichter plötzlich eine saftige Ohrfeige und den Spott von Marc und Serge ein.

 

Eine 15-jährige Männerfreundschaft steht unvermittelt am Rande des Abgrunds, keiner versteht auf einmal mehr den anderen ("Warum treffen wir uns, wenn wir uns hassen?"), es scheint alles aus zu sein.

 

Doch Serge kann mit einem Wahnsinnsakt nicht nur den Abend, sondern auch die verloren geglaubte Freundschaft wieder retten: Er lässt Marc mit Yvans Filzstift sein weißes Bild übermalen.

 

Am Ende des Stücks erstrahlt der 'Antrios' wieder in seinem ursprünglichen, magischen Weiß. Und das Stück endet, wie es angefangen hat: "Mein Freund Serge hat sich ein weißes Bild gekauft."

 

Nachdem Heinz Blaß, Harry Cremer und Thomas Eßer mit 'Warten auf Godot' (2003) den Spaß am Theaterspiel entdeckt hatten, war es ein Leichtes, sie für diese tiefsinnige Komödie zu begeistern.

 

Und nach einem halben Jahr Probenarbeit hatten sie ihren Text drauf und die Regieanweisungen von Michael Wittschier so gut drin, dass am 11.3.05 die Premiere in der Aula stattfinden konnte.

 

Das Publikum war begeistert vom Charakterschauspiel der drei EvB-Freunde und forderte sogar eine Zugabe.

 

P.S.: Das weiße Bild hat übrigens einen echten Kunstliebhaber im Publikum gefunden und hängt heute als ein echter 'Antrios aus den 70-er Jahren' in einem Wipperfürther Wohnzimmer.

 

 

Serge Harry Cremer
Marc Heinz Blaß
Ivan Thomas Eßer
Souffleuse Karola + Julia Wittschier
Licht + Ton Marcus Dörpinghaus
Regie + Gesamtleitung Michael Wittschier

50 Riesen für diese weiße Scheiße?

 

Sieht immer mönchischer bei dir aus.

 

 

Vom glücklichen Leben. Das brauche ich jetzt.

Ich habe eine innere Blutung!

 

 

E.v.B.-Theater 1980 - 2003zurück